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Pegasus

Pegasus – Spionagesoftware auf dem Handy

Eine Illusion weniger!

In den letzten Tagen gab es eine große Zahl von Berichten über die Spionagesoftware Pegasus, die von der israelischen Firma NSO hergestellt und weltweit vertrieben wird. Dieses Unternehmen ist damit nicht das erste Mal auffällig geworden. Nun hat eine internationale Gruppe mit dem Namen „The Pegasus Project„, unterstützt von beispielsweise Amnesty International, The Guardian, Süddeutsche Zeitung und Die Zeit mit einer Serie von Artikeln auf diese Bedrohung unserer demokratischen Strukturen hingewiesen. Weitere Informationen finden sich auch bei Wikipedia.

Der internationalen Gruppe wurde bereits 2020 aus dem Umfeld von NSO-Kunden eine Liste mit mehr als 50.000 Telefonnummern wichtiger Personen zugespielt. Sie enthält sensible Daten beispielsweise von Politikern, Regierungschefs, Journalisten, Aktivisten und bedrohten Personen von NGO’s. Auch auf Handys von Mitarbeitern der letzten unabhängigen ungarischen Medien fand sich die Spyware. Selbst Staatschef Macron soll von Marokko aus angegriffen worden sein. Damit ist die Malware definitiv in der EU angekommen. Mehrere Diktatoren und Autokraten wie Erdogan nutzen sie bereits. Im Zusammenhang mit der Ermordung von Jamal Khashoggi wurde sie von Saudi-Arabien aus eingesetzt.

Das Besondere dieser Spyware ist der gezielte Zugriff auf einzelne Smartphones, seien es iPhones oder Android-Geräte. Das geschieht aktuell völlig ohne Zutun des jeweiligen Benutzers. Der Klick des Benutzers auf einen präparierten Link ist unnötig. Bisher unbekannte Zero-Day-Vulnerabilities ermöglichen dies. Durch diese wird ein Root-Zugriff auf das betreffende Smartphone erreicht. Dieser ermöglicht anschließend das Nachladen mehrerer Routinen. Die Software ist in einer „Stealth-Technology“ programmiert, sodass sie nur durch eine „forensische Analyse“ nachzuweisen ist. 860 Programmierer beschäftigen sich bei NSO nur mit der Suche nach solchen Lücken, für die es einen internationalen Schwarzmarkt gibt.

Die Folge der Cyberattacke ist, dass die vollständige Kommunikation, seien es Audiosignale, Kamerabilder oder Texte zu Spionageservern umgeleitet werden kann. Auch Kamera und Mikrofon können ferngesteuert genutzt werden. Mit deren Vertraulichkeit bei der Nutzung eines Smartphones ist es damit endgültig vorbei.

Wir dachten, dass es bereits mit Google, Facebook sowie vielen gesprächigen Apps schon schlimm genug wäre. Doch weit gefehlt, denn schlimmer geht immer. Für undemokratische Gesellschaften und deren Schergen liegt hier ein Werkzeug vor, mit dem sämtliche kritischen Stimmen in der Gesellschaft gezielt überwacht werden können. Ohne deren Wissen natürlich. Und fast alle schauen weg, es wird schon nicht so schlimm sein.

Vielleicht müssen wir mit den Datenschleudern, unseren Smartphones anders umgehen. So einem kleinen Gerät werden heute brisante persönliche Daten mit früher nicht vorstellbarer Nonchalance anvertraut. Und diejenigen, die die Freiheit abschaffen wollen, wissen das.

Ach so, die Firma NSO ist nur einer der weltweiten Anbieter von Überwachungssoftware! Edward Snowden, der sich ja von Moskau aus zu Wort gemeldet hat, hält diese Software für Cyberwaffen. Sein Interview mit The Guardian zeigt uns überdeutlich den Ernst der Lage. Die öffentliche Kontrolle über diesen Wirtschaftszweig ist völlig entglitten. Der Spion in der Tasche war es schon damals, als es nur um die Positionsbestimmung ging. Aber heute geht es um viel mehr, der völlige Verlust der Privatsphäre ist möglich. Lesenswert und mehr technisch sind auch die Artikel zu Pegasus bei Heise.

Die gegenwärtige Kampagne des Pegasus Project soll die Öffentlichkeit für die Problematik von Cyberwaffen sensibilisieren. Es werden Taten der Regierungen weltweit folgen müssen. Eine Ächtung dieser Waffensysteme ist dringend nötig.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. alrsl

    Mit dem Datum vom 7.9.2021 berichtet u. a. Die Zeit, das auch Deutschland, genauer gesagt das Bundeskriminalamt, die Software Pegasus bei der israelischen Firma NSO gekauft und wohl auch eingesetzt hat. Nicht alle Funktionen der Spionagesoftware seien nutzbar, um der rechtlichen Situation in Deutschland zu genügen. Wer es glaubt!

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