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Opportunity Costs Pacifism

Krieg ist einfach zu teuer!

Als altgedienter Fan der evidenzbasierten Medizin habe ich natürlich in PubMed gesucht, ob es dort Publikationen zum Thema „Pazifismus“ gibt. Ausgerechnet hier. Und tatsächlich, ich habe mehrere davon gefunden!

Den Artikel von James Pattison aus Manchester „Opportunity Costs Pacifism“ aus dem Jahr 2020, veröffentlicht in Law Philos. 2020 May 26 : 1–32 finde ich interessant, weil er eine teilweise der Ökonomie entlehnte Betrachtungsweise verwendet.

Jeder Krieg verursache riesige Opportunitätskosten, weit über die direkten Kosten hinaus. Das führt eine Sicht der Dinge ein, die der derzeitigen globalen kapitalistischen Denkweise sehr entgegenkommt.

Das für den Krieg eingesetzte Geld könne viel wirksamer für humanitäre Ziele eingesetzt werden, für Impfungen oder den Kampf gegen die Armut. Hätte man die Mittel für die Kriege in Vietnam, Irak oder Afghanistan (sowieso nicht gewonnen) für die bessere Gesundheitsversorgung im eigenen Land eingesetzt, wären viel mehr Leben gerettet worden. Jede humanitäre Kampagne im Ausland rette bei vergleichsweise geringen Kosten viel mehr Leben als Antikriegseinsätze.

Warum der Autor abschließend dennoch bei der „Just War Theory“ bleibt – …it is only at the highly nonideal level that war can be justified… – das bleibt mir sehr unklar. Hat ihn denn sein Mut verlassen? Was soll dieses „highly nonideal level“, wenn die politischen Entscheider in ihren Möglichkeiten eingeschränkt seien, denn genau sein? Nur eine Hintertür?

Noch besser wäre es gewesen, wenn der Autor einen einzelnen Krieg beispielhaft durchgerechnet hätte! Direkte Kosten + Nebeneffekte + materielle und immaterielle Schäden + Folgekosten. Das müsste für Experten doch zu schaffen sein, finde ich. So bleibt die These sehr faszinierend, aber leider ohne direkte Unterstützung durch Zahlen.

Was sich rechnet, muss doch OK sein, selbst wenn die Argumente von Pazifisten stammen könnten!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Gerhard

    Am ehesten würde noch die VR China solche Berechnungen bei politischen Entscheidungsfindungen zumindest mit einbeziehen. Bei allen anderen stehen Partialinteressen (z.B. militärisch industrieller Komplex) und irrationale Stimmungen (Vendetta, kollektive Projektionen und Fetische) im Vordergrund. Dafür erscheinen Opfer bis hin zur Selbstzerstörung gerechtfertigt. Insofern bleibt dieser auf die Spitze getriebene Utilitarismus ein erbauliches Gedankenspiel, das aber nicht auf der Natur des Menschen basiert.

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