Turniertango – der gezähmte Tanz

Turniertango ist etwas ganz anderes als Tango argentino. Denn hier gibt es starre Folgen, typische Schritttechnik, „sitting up“ als Position, Fersenschritte, hartes Gehen, kein Schwingen, kein Heben und Senken. Energische Blicke (nicht Lächeln, bitte), die klassische feste Tanzhaltung, nur nicht anschauen. Er führt und sie folgt, er steht eine halbe Fußlänge vor ihr, es gibt Promenaden. Die Handhaltung der Dame ist bemerkenswert unterwürfig: Die Rechte gebeugt unter die gestreckte linke Hand des Herren, die Linke horizontal flach, der Unterarm wie ein Haken um den rechten Oberarm des Herren. Bamm Bamm Padamm. Und manchmal etwas alberne Texte zur Musik. Der optische Gesamteindruck könnte etwas künstlich, affektiert, schroff oder zackig sein. Auf jeden Fall ist Turniertango energiegeladen.

Diese Form des Tanzens passt in der alten Rollenverteilung der Geschlechter nicht mehr ganz zum heutigen Gender-Mainstream.

Mit Turniertango ist der europäische oder internationale Tango gemeint, der etwa 1910 entstand und eine abgemilderte Form des argentinischen Tangos darstellt. Es ging damals um die gesellschaftliche Akzeptanz, um eine gezähmte Version sozusagen. Britische Choreografen entwickelten diese Form weiter zu dem, was wir heute als Turniertango kennen. Er gehört schon lange zu den Standardtänzen. Wir haben auf der Turnierveranstaltung danceComp in Wuppertal bei den jungen Tanzpaaren mehrfach Figuren gesehen, die wieder Bezug auf die ursprüngliche Form des Tangos nehmen.

Der Unterschied

Beim Tango argentino gibt es auch typische gesetzte Schritte ohne zu bouncen, aber hier häufig mit flachem Fuß, Knie nicht durchgestreckt, aber nicht gebeugt. Die TänzerInnen nehmen je nach Schule eine Art A-Haltung zueinander ein. Die Haltung ist weniger steif, seine Rechte ruht etwas tiefer auf dem Rücken der Dame, die Finger bitte nicht abgespreizt, seine Linke und Ihre Rechte etwas stärker abgewinkelt, ein inverses V, fast wie bei den Lateintänzen. Und es gibt unterschiedliche Abstände: Offen, um manche Figuren tanzen zu können, oder eng Brust-an-Brust, sogar manchmal Stirn-an-Stirn (nicht für Brillenträger), das bei der Milonguero-Technik.

Der Hauptunterschied zum Turniertango ist aber, dass Tango argentino improvisiert getanzt wird, und das im Paar gemeinsam. Wer da führt oder folgt ist oft nicht eindeutig, oder gar wechselnd. Man spricht auch generisch von Leader und Follower. Und wenn der gemeinsame Tanz auch noch passend zur oft emotionalen Musik gelingt, dann ist das Ziel erreicht! Man bedankt sich nach dem Tanz beieinander! Noch ein paar Worte, Lächeln….

Choreographie statt Improvisation

Hier unsere vorläufig letzte Folge beim Turniertango aus Sicht des Herren (Leader). Da ist regelmäßiges sportliches Training nötig. Aber der Weg ist zumindest für uns das Ziel:

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