You are currently viewing Costs of War Project of Watson Institute at Brown University

Costs of War Project of Watson Institute at Brown University

Erstaunliche Arbeitsgruppe an der altehrwürdigen Universität in Providence/USA

Da habe ich mich doch früher mal über die öffentlich zugängliche Datenbank Medline des amerikanischen NCBI begeistert geäußert. Einfach toll, dass man so viel gebündeltes Wissen der ganzen Welt zur Verfügung stellt. Mir fällt in Deutschland einfach nichts Vergleichbares ein. RKI, PEI, AWMF, das war es schon mit solchen Einrichtungen in Deutschland. Die sind vergleichsweise bescheiden.

Das war die gute Nachricht aus den USA, doch gleich die schlechte hinterher. Seit 9/11 haben die USA nämlich im Kampf gegen den Terror über 8 Trillionen (8000 Milliarden) USD für Militär samt den eigenen Folgekosten ausgegeben. Nach meiner Erinnerung geben die USA jährlich dreimal mehr für ihr Militär aus als China und Russland zusammen.


Die Brown University ist eine berühmte Traditionsuniversität in den USA mit etwa 10000 Studenten, so wie Harvard University oder Yale. Und das Watson Institute dieser Universität betreibt ein Costs of War Project. Diese interdisziplinäre Gruppe veröffentlicht regelmäßig Dokumente über verschiedene Aspekte zum Thema. Die Kosten werden sehr weit aufgegliedert, die Texte sind dennoch leicht lesbar. Bei den unzähligen Antiterrorismus-Projekten der USA sind insgesamt, also bei den eigenen Leuten, den Alliierten, den Feinden und der Zivilbevölkerung u. a. etwa 900.000 Menschen umgekommen. Die Artikel sind sehr lesenswert!

Es fehlt aber eine Gesamtkalkulation, die auch die jeweiligen Einsatzgebiete umfasst. Wünschenswert wäre zum Beispiel eine Betrachtung der Gesamtschäden im vorderen Orient durch die Irakkriege, die Fluchtbewegungen der Zivilbevölkerung, die gesundheitlichen Schäden der Menschen, die Vernichtung der Existenzgrundlagen und vieles mehr. Humanitäre Schäden, nicht nur militärische Kosten!

Im eigenen Blog-Eintrag Opportunity Costs Pacifism wird dieses Problem zwar ideell dargestellt. Es fehlen aber definitiv die zur ökonomischen Betrachtungsweise gehörenden Zahlen. Die Mitarbeiter der Watson Institutes kalkulieren mehr aus Sicht der USA, sie kommen in der Gesamtaussage natürlich zu vergleichbaren Ergebnissen. Hier liegt das Besondere der USA: Es ist hier möglich, kontroverse gesellschaftspolitische Themen öffentlich so fundiert darzustellen, dass es einem fast den Atem verschlägt.

Bei aller begründeten Kritik an diesem zerrissenen Land gibt es somit erstaunliche Dinge zu berichten. Solche Fundamentalkritik an der eigenen Rüstungspolitik wäre bei uns schwer vorstellbar, noch dazu geäußert von einer derart renommierten Institution. Aber wir geben auch nicht 738 Milliarden USD (relativ geschätzt) für Rüstung aus, sondern weniger als ein Zehntel davon. Was für ein Land mit einer leicht pazifistischen Grundhaltung nicht gerade wenig ist.

Die Kosten der Kriegsführung sind mit einer auf die USA fokussierten Sichtweise somit bekannt oder wenigstens abschätzbar. Die Website enthält auch ein langes Dokument zum Militärisch-Industriellen Komplex, einem bedeutungsschweren Begriff, den Eisenhower 1961 erstmals verwendete. Er warnte schon damals davor, dass die Verflechtungen zwischen Militärindustrie und Politik zur Gefahr für die Demokratie im Lande werden könnte. Hierdurch bestehe die Gefahr, dass militärische Lösungen bevorzugt werden könnten, wenn es auch diplomatische gäbe. Wikipedia dazu.


Bei der Betrachtung des Ukraine-Konfliktes ist es nötig,
auf die Gesamtzusammenhänge zu achten.

Schreibe einen Kommentar

* Bitte verwenden Sie ein signifikantes Pseudonym, nicht Ihren Klarnamen. Ihre IP-Adresse wird beim Absenden anonymisiert. Ihre Email-Adresse ist nicht erforderlich.