Dieser Post ist nicht lustig. Seit geraumer Zeit gibt es mehr Kriegsnachrichten, als ich gebrauchen kann. Putin führt bekanntermaßen neben dem realen Angriffskrieg in der Ukraine auch einen hybriden Krieg in den Medien. Es geht ihm nämlich um unsere Köpfe, um das, was wir so denken, was uns die Sinne vernebelt, was uns ängstigt. Die westliche Welt – wenn der Krieg schon nicht richtig militärisch zu gewinnen ist – soll vor ihm einknicken.
Seit Monaten tauchen in meiner Facebook-Timeline ständig Bilder von militärischen Gerätschaften auf. Ich habe die nicht gesucht oder angeklickt. Es fing an mit militärhistorischen Bildern. Auffällig waren perfekt kolorierte Bilder aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, mit deutschen Soldaten, Panzern und Flugzeugen. Dann kamen jede Menge amerikanische Militärbilder hinzu, Jets, Schiffe, Flugzeuge und U-Boote.
Neuerdings sind es Bilder aus dem Inneren eines russischen T-72-Panzers, oder von den imposanten Nachbrennern einer MIG-29, russische U-Boote in Nahsicht. Die Namen der Autoren der Posts klingen dabei so unauffällig, dass sie doch Hinweise auf den Urheber geben. Englische Namen, Frauennamen, historische Begriffe. Wer bitte sollte solche Bilder posten? Wer will hier allgemeine Begeisterung für den Krieg auslösen? Oder geht es um das Gegenteil, die Angst vor russischen Kampfmaschinen?
Wenn ich diese Posts als Gewalt oder Gewaltandrohung bei Facebook melde, geschieht rein gar nichts. Die nächsten dieser Posts kommen sofort. Meta und vermutlich auch X haben keine ethischen Ziele, es geht nur um Klicks. Für die Meldung als Gewalt/-androhung sind jeweils etwa 7 Klicks nötig. Irgendwann ignoriere ich diesen Schrott. Oder doch nicht?
Gleichzeitig überfluten uns in den Medien, seien sie visuell oder klickbasiert, Kriegsnachrichten, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Die sollen uns offensichtlich verwirren, damit wir nicht mehr wissen, wer der Aggressor und wer das Opfer ist. Menge und Art der Nachrichten sprechen dafür, dass sie häufig von Bot-Farmen stammen. Wir sollen offensichtlich abstumpfen, das Interesse am Krieg in der Ukraine verlieren. Krieg als Normalität.
Positiv stimmt mich die derzeitige Entwicklung in England, wo die Tories weg sind, abgewirtschaftet haben, mit Brexit, sozialem Niedergang und Spaltung der Gesellschaft. Keir Starmer ist sofort zum Antrittsbesuch nach Deutschland und Polen gereist. In Frankreich konnte der Rechtsrutsch durch eine Allianz der linken Mitte verhindert werden. Nun wird es in Frankreich Koalitionsverhandlungen, so wie in Deutschland üblich, geben.
Der Alarmismus der deutschen Medien möchte diese beiden positiven Entwicklungen nicht wertschätzen. Katastrophen sind beim Aufmerksamkeitsjournalismus halt besser. Die erzeugen mehr Klicks.
Noch so ein Narrativ in Deutschland: Die Ampel ist an allem schuld. Das ist natürlich Quatsch. Im Rahmen der Energiewende hat sie sich mit sehr mächtigen Gegnern angelegt. Nämlich den Vertretern des fossil-industriellen Komplexes. Und mehreren Autokraten und Diktatoren. Zusätzlich auch großen Konzernen. Die Grünen stehen im Focus der Beschimpfungen in den Medien. Das verwundert kaum.
Putin führt ja einen hybriden Krieg in den Medien. Leider haben seine Botschaften auch die öffentlich-rechtlichen Sender erreicht. Sie gewähren Populisten ohne Not Plattformen für die Verbreitung ihrer Halb- und Unwahrheiten. Ich denke an Lanz, Wagenknecht, Weidel und Chrupalla. Vom Frieden reden und das Ende der Ukraine meinen. Irgendwann werden wir zumindest das ZDF nicht mehr brauchen. Ich kann auch irgendeinen Privatsender schauen, um Fake zu konsumieren.
Ich denke, ein gewisser Medienverzicht ist unerlässlich, um die Vernebelung der eigenen Sinne zu verhindern. Hoffentlich siegt eines Tages auch in Deutschland die Vernunft, so wie in England oder Frankreich.