Es hat mehrere Stunden gedauert, bis mir klar wurde, was uns Trainer Christian in der Tango-Gruppe Remscheid eigentlich vermitteln wollte. Nämlich eine außenseitliche Rechtsdrehung im Tango Vals. Noch dazu im sogenannten gekreuzten System, also Partner müssen dann versetzt stehen. Dann muss auch noch der Rhythmus stimmen, also typisch für den Tango sein.
Zur Erinnerung eine kurze Beschreibung der Rechtsdrehung beim Wiener Walzer: Standardhaltung mit Rahmen, sie den Oberkörper und den Kopf leicht zurückgeneigt. Gleichmäßig schwingender Rhythmus im Dreiviertel-Takt mit 90 BPM. Alle Schritte werden im Prinzip zeitlich gleich lang getanzt. Die Eins ist betont und groß, und wird als eindeutiger Fersenschritt getanzt. Zwei und Drei sind mit flachen Füßen zu tanzen. Heben und Senken findet nicht oder kaum statt, die Knie sind leicht gebeugt, die Oberlinie bleibt fast auf einer Höhe.
Start in die Rechtsdrehung mit Ausrichtung schräg zur Mitte in TR. Der erste Schritt geht inline in TR, der zweite zur Seite in TR, auf drei erfolgt eine Viertel-RD mit Schließen. Also vor-seit-drehen. Danach folgt rück-seit-drehen, wobei die Rückwärts-Schritte viel kleiner sind. Wer rückwärts geht, unterstützt dadurch den, der vorwärts tanzt, ein Schwungtanz! Wir stehen dann wieder schräg zu Mitte in TR, mit geschlossenen Füßen.
Doch nun die außenseitliche Rechtsdrehung im Tango Vals: Ausrichtung in TR oder besser schräg nach außen in TR. Leicht gelockerte Tango-Haltung. Er wechselt mit einer heimlichen Salida auf den linken Fuß, sie bleibt aus links, dabei drehen beide im Oberkörper etwas nach rechts.
Er geht jetzt mit rechts außenseitlich vor in TR und dreht am Ende um 180°, sie mit rechts zurück in TR und dreht ebenfalls nach rechts um 180°. Ein echtes Slow auf eins ist dazu vom Tempo her erforderlich. Also bisher vor+drehen auf zwei Taktschläge.
Dann folgen ohne Drehung die für Tango typischen schnellen und kleinen Rückwärts-Schritte auf drei, links-rück und rechts-rück als schnelle Verdopplung auf drei.
Sie geht jetzt mit rechts vor in TR und dreht am Ende um 180°, er mit rechts zurück in TR und dreht ebenfalls nach rechts 180°. Mit einem echten Slow auf eins. Also auch hier vor+drehen auf zwei Taktschläge.
Es folgen die tangotypischen, schnellen, geraden Rückwärts-Schritte auf drei, links-rück und rechts-rück als schnelle Verdopplung auf drei.
Man könnte das auch beschreiben als Sloooow-Tip-Tip, um die rhythmische Verteilung zu charakterisieren.
Je nach Tempo des Tango Vals reichen eventuell schon zwei halbe Drehungen. Per definitionem handelt es sich hier schließlich um Achsendrehungen! Man könnte die Figur auch unterdreht vertanzen, um den Komfort zur erhöhen oder den Raumbedarf zu verringern, gerade bei einer Milonga. Danach könnte man vielleicht eine kleine Pause einlegen, oder verzögert weiter drehen in einen Rückwärts-Ocho nach rechts.
Das war sie, die außenseitliche Rechtsdrehung im Tango Vals, mit Phrasierung, beschrieben im Unterschied zum Wiener Walzer. Ich musste ordentlich nachdenken, um die Tanzfigur zu verstehen.
By the way, es geht hier ja um Tango. Da ist es möglich, obige Figur auch im Viervierteltakt zu vertanzen, einfach nur dadurch, in dem man den Rhythmus Slow-Quick-Quick wählt, also die Tip-Tip-Beschleunigung auf drei verlangsamt. Alles klar? Oder?
