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NASA Space Shuttle Columbia 1981 with Booster Rockets Public domain, via Wikimedia Commons

Wie wirksam ist die Booster-Impfung gegen COVID-19?

Den Wirkungsabfall vermeiden!

Den Booster haben wir schon vor 4 Wochen erhalten. Aber jetzt sitzen wir schon wieder im Lockdown, wenigstens weitgehend. Aber wie nötig ist das überhaupt? Was gibt es für gesicherte Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Auffrischimpfung, wie das RKI sie nennt? Auf deren Seite RKI.de wurde ich dazu nicht fündig. Das Wort Booster scheint es hier nicht zu geben, bei der Suche nach Auffrischimpfung werden nur die aktuellen deutschen Regularien wiedergegeben.


Warum also überhaupt die Boosterimpfung? Wofür ist die gut, wo doch erste Mitteilungen zur Impfung mit BNT162b2 damals einen 95 % Schutz versprachen. Der Grund liegt in einer über Monate absinkende Impfwirksamkeit. Es gibt dazu eine große, im Nov. 2021 als Preprint für The Lancet veröffentliche und hoch detaillierte Studie mit dem Hauptautor D. Feikin von der WHO.

Es scheint hiernach so zu sein, dass die gängigen Impfstoffe von Moderna, Biontech, AstraZeneca und Janssen etwa nach einem halben Jahr einen Wirkungsverlust („Waning“) für den Schutz gegen schwere Infektionen von 8 bis 10 % auf ein Level erfahren, was immer noch deutlich über 70 % liegt. Im Hinblick auf den Schutz gegen die Infektion überhaupt und auf den Schutz gegen symptomatische Infektionen fällt die Wirksamkeit um 20 – 30 %. Allerdings gibt es m. E. wenig Daten für die Impfstoffe von AstraZeneca und Janssen.

Im letzten NEJM gibt es zwei Originalartikel vom 8.12.2021 aus Israel zur Wirksamkeit der Boosterimpfung mit BNT162b2 im Vergleich zu zweifach geimpften Personen. Beide Artikel interpretieren aktuell Real-world-Daten, es handelt sich nicht um RCTs (randomisierte kontrollierte Studien).

Die erste Studie der Gruppe um R. Arbel mit etwa 800.000 Personen findet eine Reduktion der Sterblichkeit durch COVID-19 auch in der Gruppe > 60 Jahre um 90 % durch die Boosterung im Vergleich zu einer asymmetrisch kleineren Kontrollgruppe. Zusätzliche negative Faktoren mit Signifikanz waren das Alter, männliches Geschlecht, chronische Niereninsuffizienz und früherer Schlaganfall. Die mittlere Nachbeobachtungszeit war geringer als 2 Monate.

Die zweite Studie einer Gruppe um Y. M. Bar-On mit gut 5 Millionen Personen verwendet offensichtlich die vollständigen israelischen Daten aus der Zeit zwischen August und Mitte Oktober 2021. Vereinfacht ausgedrückt, kann man auch hier eine Reduktion aller und symptomatischer Infektionen in der Boostergruppe um 90 % finden. Die Sterblichkeit sinkt in der Gruppe > 60 Jahre um den Faktor 14,7, also noch deutlicher. Die Präsentation der Ergebnisse leidet m. E. etwas an fehlender Übersicht wegen sehr komplizierter Messgrößen. Um Bias auszugleichen hat man auch eine „Early postbooster group“ eingeführt, eine Art innere Vergleichsgruppe. Es handelt sich leider wie erwähnt nicht um eine RCT, was die Lesbarkeit erschwert.

Ein Editorial von M. K. Patel im gleichen Heft ordnet die ohne Zweifel vorhandene Wirksamkeit der Boosterung in den Gesamtzusammenhang ein. 5 Millionen Todesfälle durch COVID-19 bisher weltweit sind ein starkes Argument für die Booster-Impfung. Beide Studien lieferten nun die nötige Evidenz dafür. Allerdings sei die normale Impfung immer noch das oberste Ziel, insbesondere in Ländern mit niedriger Impfrate. Nach dem Szenario einer CDC-Kalkulation von M. Wallace beträgt bei Menschen über 65 Jahren die „NNT“ bei Erstimpfung 50, bei dem Booster 481, um eine Hospitalisation zu verhindern (BionTech-Impfstoff, Wallace M. CDC Sept 2021).


M. E. könnte man den kurzen Beobachtungszeitraum von etwa 2 Monaten der Studien kritisieren, auch dass nur BNT162b2 verwandt wurde, und sowieso die Tatsache, dass es sich nicht um randomisierte kontrollierte Studien handelt. Die obigen drei Publikationen sind offensichtlich durch Sponsorship im NEJM frei zugänglich. Man kann vermuten, dass wirtschaftliches Interesse von Pfizer das ermöglicht. Aber immerhin gibt es erstmals valide Daten, die das Peer review einer angesehenen Zeitschrift durchlaufen haben.

Der zusätzliche Impfbooster senkt somit das Risiko bei COVID-19 von Infektion, schwerer Erkrankung und Tod um etwa 90 %. Jetzt würde ich mir noch die Neukalkulation der Impfwirksamkeit mit Booster wünschen! Eine VE von 90 – 95 %, kann das sein? Oder ist das eine Fata morgana?


Immer noch gilt für uns, auch wegen der Unsicherheit um Omikron: Tragen von FFP2-Masken bei prinzipiellem Risiko, Antigen-Selbsttests bei Besuchen, Vermeidung von Großveranstaltungen.

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