Vorgestern war der Schwiegersohn mit seinen Kindern kurz da, nachdem sie den üblichen Mega-Freitagsstau hinter sich gelassen hatten. Sie kamen vom Spaßbad in Oberhausen. Die andere Enkelfamilie ist gerade am Strand in Holland mit dem Clan. Ohne uns. Da fragt der Schwiegersohn „Na, was habt Ihr denn so die Woche gemacht!“ Wir, sage ich, seien mehrfach beim Doktor gewesen. Zum Tanzen auch zweimal. Und die Ahnenforschung, die sei jetzt bei uns neu ausgebrochen. Ach, sagt er, wieso das denn? Ich spüre das große Unverständnis. Igittigitt!
Zunächst habe ich mich noch geziert. Genealogie, das sei doch mit viel Arbeit verbunden. Ob das denn allen in der neuen Agel-Gruppe bei WhatsApp klar sei, und was denn überhaupt das Ziel sei? Geht es etwa um den Stammbaumnachweis in der Vergangenheit? By the way, für meine männlichen Vorfahren in der Agel-Sippe ist das ohne große Mühe bis etwa 1550, das heißt über etwa 12 Generationen möglich. Otto Bork, bestimmt ein Lehrer, hat das schon 1976 festgehalten. Ist das etwa nichts?
Oder geht es um ein Verzeichnis der Lebenden? Dann gibt es leider ein großes Problem mit dem Persönlichkeitsschutz. Hier sind sie, meine ersten Erfahrungen mit der Familienforschung Agel.
Bei der Stammbaumforschung gibt es eine große Zahl öffentlich zugänglicher Verzeichnisse. Ich denke an das Lagis in Hessen, die öffentliche Datenbank gedbas.genealogy.net, die Ortsfamilienbücher bei Compgen und FamilySearch der Mormonen. Bisher sind die genannten Quellen kostenfrei. Gedbas war bisher wegen der Bodenständigkeit der Agel sehr hilfreich.
Bei MyHeritage.de oder Ancestry.de sieht das schon anders aus. Ersteres Unternehmen sitzt in Israel, aber auch in den USA registriert, letzteres nur in den USA. Da ist es schon, das Problem. Wie ist das mit dem Datenschutz? MyHeritage nennt 100 Millionen registrierte Benutzer. Also ein großes Social-Media-Unternehmen, das kritische Personendaten verwaltet und bestimmt auch vermarktet. Die deutsche Cookie-Notice von MyHeritage entspricht in keiner Weise dem EU-Standard. Das ist eigentlich ein No-Go. Da ich aber einige Verwandte dort finde, mit deren Stammbäumen, entscheide ich mich für ein Zweijahres-Abo. Zähneknirschend.
Bei Archion kann man gegen kleines Geld alte evangelische Kirchenbücher und mehr einsehen. Die katholische Variante heißt matricula und ist kostenlos.
Mir ist klargeworden, dass man bei der Familienforschung das private Umfeld nicht unterschätzen darf. Immerhin gibt es auch hier zahlreiche Aufzeichnungen und Hinweise auf meine Vorfahren. Die stehen mir einfach so zur Verfügung, man muss vielleicht mal etwas suchen:
- Dokument männliche Linie der Agel von 1550 bis heute
- Gesammelte Notizen anderer Familienangehöriger
- Fotografien
- Filme, einer aus Atzbach von 1958
- Powerpoint-Präsentationen
- Tondokumente z. B. Erzählungen meiner Mutter
- Geburtstagsbüchlein meiner Mutter
- Adressbuch meiner Mutter
- Geburtstage.txt in meinem Smartphone
- Meine Sammlung mit „Memories“, also Karten und Briefe
- Einträge in den Social Media wie Facebook (unglaublich!)
- Alte Emails, sofern archiviert
- WhatsApp-Chats
- Netzsuche, tatsächlich!
- Kontakte in die Familie
- Familienforschung als Team-Aufgabe ist motivierend.
Ehrlich, ich habe nun echt viel zu tun, schon alleine um die offiziellen Quellen abzuarbeiten, obwohl auch die privaten Quellen sehr umfangreich sind.
Die Beschäftigung mit der Ahnenforschung erinnert mich stark an die Imagination bei Toni, denn sie ist wie eine Reise in die Vergangenheit, das Innere. Ich spüre manchmal die Atmosphäre von damals, sehe Menschen und Szenen wie real vor mir. Im Schwimmbad, in Holland, auf Mallorca und Teneriffa war ich so oft. Genealogie ist wie eine virtuelle Reise. Und Christa interessiert sich schon länger dafür. Meine ersten Erfahrungen mit der Familienforschung Agel sind schon recht umfangreich, denn ich habe bisher wohl mehr als 100 Personen eingetragen.