You are currently viewing Per E-Bike von Lennep über Kemna nach Ehrenberg und zurück

Per E-Bike von Lennep über Kemna nach Ehrenberg und zurück

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Heim
  • Beitrags-Kommentare:Ein Kommentar

Erinnerungen an das ehemalige KZ Kemna

Es ist ein wunderbarer spätsommerlicher Morgen. Um 9 Uhr schon bin ich bereit zu Abfahrt. Die Strecke ist mir am Anfang noch nicht ganz klar. Anders als sonst verwende ich die Offline-Karte des Smartphones, um mich bei kurzen Stopps zu informieren. Der Ladestecker am Handy zickt leider etwas.

Wurzelweg bei Wefelpütt

Ich starte vom Haselnussweg in Lennep aus in Richtung Obergarschagen. Es geht weiter über Mittelgarschagen, durch den Wald über Olper Höhe in Richtung Herbringhausen. Dort geht hier aber über den engen Wurzelweg bergauf und nicht durch den Ort. Ich fahre über Waldwege fast bis nach Laaken, biege aber vor der Wupper nach rechts ab. Es geht nun über den Hangweg in Richtung Herbringhauser Bachtal. Schließlich geht steil bergab, über die Wupperbrücke wird der kleine Ort Kemna jenseits der Beyenburger Straße erreicht.


Mahnmal KZ Kemna, Wuppertal
Foto (c) al

Etwa 500 Meter von Kemna aus in Richtung Wuppertal findet sich oberhalb der Straße ein Mahnmal, dass an das ehemalige Konzentrationslager Kemna erinnert. Das gegenüberliegende Gebäude einer ehemaligen Putzwollfabrik war in den Jahren 1933 und 1934 lokales Konzentrationslager. Der entsprechende Eintrag bei Wikipedia ist berührend. Die Einrichtung wurde unter menschenunwürdigen Bedingungen von der SA Düsseldorf und der Polizei Wuppertal betrieben.

Ohne jede Rechtsgrundlage inhaftiert und gefoltert wurden vorwiegend Mitglieder der SPD und der KPD aus den umgebenden Orten. Dabei kamen eine Anzahl der Insassen zu Tode. Eine Besonderheit des KZ Kemna war, dass sich Insassen und Wachmannschaften zum Teil kannten. Letztere waren nämlich häufig SA-Mitglieder aus der näheren Umgebung. Die juristische Aufarbeitung dieser selbst für die Nazizeit unrechtmäßigen Festsetzung hat erst mit großer Verzögerung nach dem Krieg stattgefunden. Das Mahnmal selbst wurde bereits mehrfach durch Rechtsradikale beschädigt. Der Weg zum Mahnmal wurde nach dem jüngsten Häftling in Karl-Ibach-Weg benannt.

Quellen: Wikipedia, https://www.denkmal-wuppertal.de/2011/04/mahnmal-kz-kemna.html
Ehemaliges KZ-Gebäude, frühere Putzwollefabrik
Foto (c) al

Ich fahre den steinigen Weg oberhalb von Kemna in Richtung Heusiepen. Das ist ein recht schmales Tal mit einem Bach. Hier sieht man eine langgestreckte Viehweide. Der steile Weg ist eine Herausforderung für das MTB. Gut, dass das Bike maximal 500 W leistet. Ich muss aber trotzdem fest treten, da meine optimale Trittfrequenz im kleinsten Gang zu einer Fahrgeschwindigkeit von mindestens 8 Km/h führt. Zum Glück hält der Antrieb durch.

Der Weg führt weiter nach Ehrenberg, einer Ansammlung von Häusern fast auf der Anhöhe. Ich fahre nun weiter auf dem Wanderweg in Richtung Wuppertal. Ich erreiche bald das Wildgehege. Etwa 500 m weiter folge ich dem gut ausgebauten Weg nach links. Es geht nun bis zu dem kleinen Straßendorf Talblick immer bergab. Von dort wird rasch die Beyenburger Straße erreicht.

Ich wechsele die Straßenseite und folge dem Radweg zurück nach Laaken. Hier führt eine Fußgängerbrücke über die Wupper. Anschließend folge ich dem dunklen Marscheider Bachtal bergauf nach Kleinbeek und weiter in Richtung Großsporkert.

Es ist schade, dass man den direkten naturnahen Wurzelweg entlang der Fischteiche zwischen Kleinbeek und Herbringhauser Straße explizit für Fahrräder gesperrt hat. Das wäre eine vernünftige Alternative zum krassen Weg durch das Stahlwerk und entlang der Bahn gewesen.

Warum ist der Weg vor der Autobahn und Dirostahl nach links in Richtung Herbringhauser Straße für Fahrräder gesperrt? Von früher weiß ich, dass auch hier bei einem Anwesen freilaufende Hunde zugange waren.

Wessen lokale Interessen da jeweils wohl entscheidend waren? Die angebliche Sorge um die Natur bestimmt nicht! Die Fortführung der Balkantrasse in Richtung Wuppertal ist als Radweg somit definitiv misslungen. Es fehlt anscheinend am Willen, eine vernünftige Lösung zu finden. Habe die Stadt Wuppertal mal angeschrieben und eine ausweichende Antwort erhalten.

Unter der Autobahnbrücke hindurch ist schon das Stahlwerk zu sehen. Die Öfen sind heute geschlossen, aber die enorme Hitze ist trotzdem zu spüren. Der Weg führt hier bei Grünenplatz mitten durch das Unternehmen Dirostahl. Wo gibt es so etwas sonst so hautnah zu sehen! Der weitere Radweg würde geradeaus über eine schlimme Schlaglochstrecke entlang der Bahn führen. Wer hat sich diese Strecke wohl ausgedacht? Radfahrerhasser?

Deswegen biege ich bei erster Gelegenheit nach links ab auf die Luckhauser Straße. An Fabrikgebäuden, Lager- und Parkplätzen vorbei fahre ich über die Autobahnbrücke in Richtung Herbringhauser Straße. Im Tal angekommen biege ich nach links ab und bei erster Gelegenheit wieder nach rechts ab. Auf der anderen Seite der Brücke fahre ich nicht geradeaus Richtung Luckhauser Kotten (freilaufende Hunde), sondern nach rechts in Richtung Olper Höhe.

Der Rückweg ist eine nette Variation, bei der auch Untergarschagen passiert wird. Nach gut zwei Stunden bin ich zurück. Fast 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Nicht schlecht!

Blick in den Karl-Ibach-Weg

Der Fahrweg von Kemna nach Heusiepen ist nicht optimal für mein E-Bike. Vielleicht versuche ich demnächst mal den Karl-Ibach-Weg. Und fahre auch mal auf den Ehrenberg selbst. Die Aussicht nach Wuppertal und Schwelm ist schließlich auch gut! Für den Rückweg finde ich noch eine bessere Alternative als den vorgesehenen Radweg Lennep-Wuppertal.

Die Tour ist aussichtsreich, anstrengend und durch die Erinnerung an das örtliche KZ Kemna belastend. Es ist eine unglaubliche Geschichtsvergessenheit, dass die CDU/CSU derzeit angesichts einer möglichen 2RG-Koalition den Weltuntergang meint kommen zu sehen. Verbale Mäßigung und deutliche Abgrenzung zu den eigenen Rechtsaußen und der A-Partei wäre sinnvoller.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. alrsl

    Eine Ergänzung zum KZ Kemna: Für verdiente SA-Männer und ihre Familien wurde 1937 in Remscheid in der Nähe des heutigen Werkzeugmuseums (Haus Cleff) die SA-Siedlung mit 34 Häusern errichtet. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in Siedlung Hohenbirke umbenannt. Hier der Link zum RGA: Hohenbirke ersetzt SA-Siedlung

Schreibe einen Kommentar

* Bitte verwenden Sie ein signifikantes Pseudonym, nicht Ihren Klarnamen. Ihre IP-Adresse wird beim Absenden anonymisiert. Ihre Email-Adresse ist nicht erforderlich.