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Schloss Poppelsdorf hinter dem Teich

Eindrücke aus der Bundesstadt Bonn

Anlässlich des ä23, des neuen Fortbildungsformates der AEKNO im WCC, hatten wir Gelegenheit, nicht repräsentative Eindrücke aus der Bundesstadt Bonn zu sammeln. Immerhin handelt es sich um eine ehemalige Römerstadt. Die Universitätsstadt hat viele Schlösser und andere historische Bauten zu bieten, zahlreiche Unternehmenssitze finden sich hier. Im ehemaligen, weitläufigen Regierungsviertel am Rhein sind viele Behörden und zahlreiche Einrichtungen internationaler Institutionen untergebracht. Ein teures Marriott-Hotel gibt es auch hier, nebenan ist ein GOP Varieté-Theater. Parken ist gar kein Problem, riesige Parkhäuser scheinen fast leerzustehen. Der Zugang zum WCC erfolgt durch ein „schwarzes Loch“.

Schwarzes Loch als Zuweg zum WCC in Bonn

Hier sehen wir den fast perfekt gestalteten „Regierungsbahnhof“ Heussallee/Museen der Rheinbahn. Alles hier ist blitzblank geputzt. Die Aufzüge funktionieren, auch die Rolltreppen, die sogar 2-Richtungsbetrieb erlauben. Menschen sehen wir hier aber nicht viele. Im Untergeschoss geht es direkt weiter ins Haus der Geschichte, das ganz gut besucht ist.

Bundesbahnhof Bonn

Die Rheinuferbahn, oder auch Straßenbahnlinie 16 genannt, hat eine mehr als 100-jährige Geschichte. Sie verbindet heute Köln-Niehl mit Bonn und Bad Godesberg, Stadtteil Mehlem. Nicht weit vom „Regierungsbahnhof“ hält auch die RB48 am Bahnhof Bonn Gronau UN-Campus. Diese Regionalbahn erreicht in 90 Minuten von Wuppertal-Oberbarmen aus ihre Endhaltestelle Bonn Mehlem. Selbstverständlich gibt es vor Ort gute Busverbindungen. So können wir mühelos vom Hotel in Friesdorf aus das WCC per ÖPNV erreichen. Natürlich genauso auch Bad Godesberg und Bonn Zentrum. Die Region ist wirklich gut erschlossen, ein PKW nicht zwingend nötig. Wenn das in der Heimat auch mal so wäre!

Schade, dass das ehemalige Regierungsviertel so wenig genutzt erscheint. Menschen wohnen hier offensichtlich auch nur wenige. Denn es gibt hier kaum Restaurants. Oder möchte man am lieber Bundesbüdchen Currywurst mit Fritten essen? Wenn es denn offen hätte! Also ist schnell ein Fußweg von gut einem km bis zum nächsten offenen Restaurant nötig.

Bundesbüdchen in Bonn

Per Bus 612 gelangten wir von Friesdorf aus zügig in das Zentrum von Bad Godesberg, Koblenzer Straße. Hier fielen eine große Zahl von Ausländern auf. Viele Mütter nicht deutscher Herkunft waren mit Kindern und Kinderwagen unterwegs. Die Bänke im nahegelegenen Kurpark waren weitgehend von jungen Männern besetzt. Es scheint hier ein Treffpunkt von nicht berufstätigen MigrantInnen zu sein. Wir hatten aber nicht den Eindruck, dass damit besondere Probleme verbunden sind.

Ein schöner Spaziergang führte uns durch den Kurpark, an der Redoute vorbei, dem Tanzsaal aus der kurfürstlichen Zeit, über den Redoutenpark zum Draitschbrunnen. Von dort gingen wir zurück zur Altstadt und zum italienischen Restaurant Valtellina. Bei noch fast sommerlichen Temperaturen konnten wir unser Abendessen sogar draußen einnehmen. Eine schöne Location ist das hier, mit Blick auf die Godesburg. Mit dem Bus ging es wieder zurück zum Hotel.

Godesburg

Ein weiterer Walk führte uns zum Botanischen Garten am Schloss Poppelsdorf. Das Café lädt zum Besuch ein. Im Garten gibt es viele alte Bäume zu sehen. Besonders erwähnenswert sind eine echte Sumpfzypresse, ein weiblicher Ginkgobaum mit enorm vielen Früchten, sodass er extra gestützt werden muss, und ein riesiger Tulpenbaum.

Schloss Poppelsdorf
Echte Sumpfzypresse mit Pneumatophoren

Vom Park ging es zurück zum Hauptbahnhof, von dort weiter zum Dom. Natürlich mussten wir dort Kerzen für die Kranken und Unglücklichen anzünden. Von dort führte uns der Weg weiter zum Haribo-Outlet, von dort ging es weiter zum Hofgarten. Hier war ein junger Mann sehr laut am Schreien, es klang bedrohlich. Was er so laut rief, war nicht zu verstehen. Schnell erschienen drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes, und Ruhe kehrte wieder ein. Sie suchten danach den Fußweg des jungen Mannes ab, offensichtlich auf der Suche nach Waffen oder Drogen. Danach hatten wir keinen Bedarf mehr zum Verbleib im Park. Die Haltestelle der Rheinuferbahn liegt ja nebenan.

Bonn ist und bleibt trotzdem eine sehenswerte Stadt im Rheinland, zwischen Rhein und Kottenforst gelegen. Das Regierungsviertel ist allerdings ziemlich leer, es wirkt dadurch überdimensioniert, ja sogar etwas surreal.

Highlight des ä23 aber war die überdimensionierte Eröffnungsveranstaltung im alten Bundestag. Nach den Reden der ärztlichen Verbandsfunktionäre, was nicht ohne eine kurze, unsachliche Diffamierung von Karl Lauterbach abging, kam der eigentlich interessante Teil. Nämlich das Konzert des Beethoven-Kammer-Quartetts. Es spiele Opus 130, umrahmt von Vorträgen des lokalen Leberspezialisten Prof. Strassburg. Er ging auf die mutmaßlichen Erkrankungen des Genies ein. Dabei spielten Berichte von behandelnden Ärzten und eine Haarlocke Beethovens eine entscheidende Rolle. Anschließend gab es einen Empfang, bei dem mit dem Lieblingswein Beethovens, einem Riesling aus Rheinhessen, angestoßen wurde. Prosit auf Beethoven, der an einer alkoholischen Leberzirrhose verstarb!

Kammerquartett des Beethoven-Orchesters im alten Bundestag

Für eine Wanderung im Kottenforst bestand diesmal keine Zeit. Leider auch nicht für eine Stippvisite im Siebengebirge oder der Rheinaue, auch nicht für einen Besuch in Brühl oder im Museum Rolandseck. Nach der letzten Ultraschall-Fortbildung ging es am Abend zurück. Erst nach 21 Uhr waren wir zu Hause.

Meine unterschiedlichen Eindrücke aus der Bundesstadt Bonn möchte ich so zusammenfassen, dass mir die Bonner Republik lieber war als die heutige Berliner Republik. Mehr provisorisch, deutlich bescheidener, aber auch örtlich und geschichtlich eingebunden. Einen Besuch der nun historischen Örtlichkeiten und der landschaftlich reizvollen Umgebung finde ich sehr empfehlenswert. Ach so, COVID-19 haben wir uns unserem Besuch in Bonn und Bad Godesberg nicht geholt. Stopp, diesen letzten Satz müssen wir streichen!

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