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100 Tage Krieg Russlands gegen die Ukraine

Am Anfang wollte es niemand glauben. Der Westen hielt das für unmöglich. Das wird Putin doch nicht tun! Und dann kam es doch so. Russland marschiert mit 2/3 seiner verfügbaren Bodentruppen in der Ukraine ein. Und die Ukrainer wehren sich. Jetzt sind bereits 100 Tage vergangen, und das Ende des Krieges ist nicht abzusehen.

Russland fühlt sich im Recht, mehr als 20 % der Ukraine zu verwüsten. Verbrannte Erde überall, Raketen stellen eine Gefahr selbst für die Gebiete der Ukraine dar, in denen keine Kampfhandlungen stattfinden. Der Krieg hat eine riesige Fluchtbewegung zumeist in den Westen ausgelöst. Mehr als 7 Millionen Ukrainer sind auf der Flucht.

Ob man will oder nicht, täglich drängen sich unfassbare Kriegsnachrichten auf. Die Bilder im TV sind schrecklich. Es ist inzwischen leider eine Art Gewöhnung aufgetreten. Fast zwangsläufig entwickelt sich nun beinahe jeder zu einem Kriegswaffenexperten. Auch wir diskutieren hin und wieder über Waffen. Als ob wir Ahnung davon hätten. Ich habe sie nicht.

Fast nebenbei wird durch die Seeblockade Russlands eine Hungerkrise der gesamten Welt in Kauf genommen. Und eine erhebliche Steigerung der Energiekosten. Heizen mit Gas wird in Deutschland wohl mehr als doppelt so teuer wie vor der Krise. Der Deutsche erhält eine staatliche Förderung beim Kraftstoff. Tempolimit, wofür das denn? Immerhin gibt es jetzt mit den 9-Euro-Tickets eine attraktive Kampagne zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

Ansonsten meint der Deutsche, wieder in den Urlaub fahren und fliegen zu müssen. Krieg und Corona hat er satt. Ich habe mir viele Gedanken über den Gasverbrauch gemacht. Mit dem ganzen technischen Aufwand am Haus bewege ich mich wenigstens etwas in Richtung energetischer Autarkie.

Aber der Krieg geht weiter, und ein Ende ist derzeit nicht abzusehen. Durch den Kampfeswillen und die Unterstützung des Westens konnte sich die Armee der Ukraine aus der Ferne gesehen ganz ordentlich verteidigen. Allerdings zum Preis von vielen Tausend Toten bei Soldaten beider Seiten und der Zivilbevölkerung. Ein schlüssiges Konzept, wie dieser Krieg zu Ende kommen könnte, ist derzeit nicht in Sicht.

Die Sanktionen des Westens werden Russland wohl schaden. Aber zum raschen Kriegsende haben sie bisher nicht beigetragen. Russland verdient weiterhin wegen der hohen Energiepreise prächtig mit Gas, Öl und sonstiger Energie. Mit dem Öl-Embargo hat sich die EU bisher eher blamiert. Der generelle Austausch zwischen dem Westen und Russland ist weitgehend heruntergefahren. Drohungen gehören zur Tagesordnung.

Putins Rhetorik lässt bisher keine Anzeichen des Einlenkens erkennen. Die Großmacht Russland hat bisher bei diesem Krieg außer Zerstörung nicht viel Gutes erreicht. Das eigene Image ist auch zerstört.

In der westlichen Welt, besonders in Deutschland, ist die bisherige etwas pazifistische Grundhaltung durch eine Hinwendung zur Aufrüstung ersetzt worden. In unseren Medien ist es schick geworden, laut nach mehr Waffen für die Ukraine zu rufen. Das ist in der Tat eine Zeitenwende. Die östlichen Nachbarländer, allen vorweg Polen, betreiben eine Art Deutschland-Bashing.

Irritierend finde ich die Attacken Selenskyjs und Melniks gegen Steinmeier und Scholz. Ich frage mich, warum die das machen. Mal ernsthaft, so richtig viele Informationen über die Ukraine liegen hier im Westen gar nicht vor. Die Kriegsnachrichten von beiden Seiten sind auch nicht geeignet, einen objektiven Eindruck des Geschehens zu erhalten. Hoffentlich gibt es in der Ukraine nicht noch Überraschungen posthum. Außer Frage steht dennoch, dass der russische Überfall absolut verwerflich ist.

Der Krieg in der Ukraine hat einige Gewissheiten zerstört. Unser Lebensgefühl hat sich verändert. Angst und Unsicherheit haben einen größeren Stellenwert erhalten. Angst vor dem Atomkrieg und der Inflation.

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